Was ist Tai Chi
Tai Chi (sprich Tai-Tschi) ist eine in China zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert entwickelte Kampfkunst, deren langsame, sanfte Bewegungen heute weltweit von vielen Millionen Menschen zur Gesunderhaltung und Entspannung geübt werden. Ab ca. 1780 entwickelten sich in China die folgenden fünf großen Familienstile, die zunächst nur innerhalb der jeweiligen Familie weitergegeben wurden. Heute ist dieses System geöffnet worden und die Stile des Tai Chi können in vielen verschiedenen Schulen gelernt werden.
- Chen-Stil
- Yang-Stil
- Wu/ Hao-Stil (alter Wu Stil)
- Wu-Stil (neuer Wu-Stil)
- Sun-Stil
- Wudang-Stil (kein Familienstil, stammt aus dem Entstehungsgebiet des Tai Chi, den Wudang Bergen)
Häufig steht bei den Übenden eine „Form“ im Mittelpunkt ihres Trainings. Diese Formen bestehen aus einzelnen Kung Fu Techniken, die in einer „Choreographie“ zusammengefasst werden und an den Kampf mit einem imaginären Gegenüber erinnern. Daraus leitet sich auch die Bezeichnung Schattenboxen ab. Die Formen können unterschiedlich lang sein und oft werden dabei die gleichen Techniken in zwei, mitunter aber auch in vier oder acht Himmelsrichtungen wiederholt. Das Durchlaufen einer Form kann somit zwischen drei bis dreißig Minuten dauern. Das System des Tai Chi umfasst folgende Inhalte, die sich von Stil zu Stil unterscheiden, jedoch immer nach den gleichen Prinzipien funktionieren.
- Grundlagenübungen
- Faustformen
- Waffenformen (z.B. Schwert, Säbel, Fächer, kurzer Stock, langer Stock, Hellebarde, Speer, Pferdeschwanzpeitsche)
- Partnerformen
- Anwendungsübungen (Tuishou)
- freie Anwendungen (Wettkämpfe)
Tai Chi ist die kurze Schreibweise von Tai Chi Chuan, die sich aus der Umschrift des Wade Gils Systems für die chinesische Sprache ableitet. Aus der aktuellen Umschrift Pinyin ergeben sich die Schreibweisen Taiji und Taijiquan. Der Begriff Tai Chi kann nur unzureichend übersetzt werden, da es keine Entsprechung in der deutschen Sprache gibt. Oft finden sich Beschreibungen wie „das höchste Prinzip“ oder „das höchste Eine“ oder „Vollkommene“. Quan bedeutet im Zusammenhang mit den Kampfkünsten, dass mit der „Faust“ gekämpft wird.
Oft beginnen Menschen aus gesundheitlichen Gründen mit dem Tai Chi Training und entdecken mit der Zeit des Praktizierens, dass es nicht nur um Entspannung gehen muss, sondern die Harmonisierung von Körper, Geist und Seele auch der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit zu Gute kommt. Tai Chi ist Meditation in Bewegung und gleichzeitig ein Philosophieren mit dem Körper. Es ermöglicht uns die Erfahrung grundlegender daoistischer Prinzipien auf körperlicher Ebene. Anregungen für den Umgang mit den Herausforderungen des Menschseins sind darin immer enthalten. Und wie tief man sich in die Betrachtung der Frage, wie der Mensch mit Widerständen im Außen aber auch im Inneren umgehen kann oder soll versenkt, obliegt jedem Mensch frei zu wählen. Nicht zuletzt ist Tai Chi immer noch eine Kampfkunst. Aber vielleicht ist es lohnenswert zu fragen, wie wir einen Konflikt mit einem anderen Menschen oder uns selbst ohne „Faustkampf“ lösen können.
Zur Entstehung erzählt eine Legende, dass der daoistische Mönch Zhang Sanfeng durch die Wudang Berge wanderte und darüber nachsann, wie er sich gegen Räuber und wilde Tiere wehren könnte, ohne die Prinzipien des Daoismus zu verletzen und einem anderen Wesen Schaden zuzufügen. Bei einer Rast an einem Fluss beobachtet er den Kampf zwischen einer Schlange und einem Kranich. Nach einer Weile gab der Kranich erschöpft auf, mit seinem Schnabel die Schlange zu attackieren, da sie seinen Angriffen immer wieder mit ihren mühelosen, schlängelnden Bewegungen auswich. Inspiriert von dieser Beobachtung entwickelte Zhang Sanfeng ein „weiches Kung Fu“, welches die Kraft des Angreifenden ins Leere laufen oder gar auf ihn zurückprallen lässt. Nach dem Prinzip, dass das Weiche das Harte besiegt, ist nicht nur das Tai Chi, sondern sind auch alle anderen inneren Kampfkünste ausgerichtet.
Was ist Qigong
Qigong (sprich: Tschi-Gong), frei übersetzt “die Arbeit mit der universellen Lebensenergie”, ist ein wichtiger Bestandteil der jahrtausendealten traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Von Kampfkünsten und Meditationspraktiken inspiriert, ist es ein heilgymnastisches Übungssystem, das inzwischen weltweit gelehrt und praktiziert wird.
Die TCM versteht Gesundheit als den ungestörten Fluss des Qi durch die Meridiane des Körpers und sieht Krankheiten als Ungleichgewichte oder Stauungen im Energiefluss an. Dementsprechend dienen die langsamen, fließenden Übungen des Qigong dazu, das gesunde Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen und zu erhalten. Die Konzentration auf die Ausrichtung des Körpers und Atmung bei den einzelnen Figuren erzeugt eine verbesserte Durchblutung und Körperhaltung, mehr Beweglichkeit, bessere Körperwahrnehmung sowie zunehmende Achtsamkeit und Fähigkeit zur Entspannung im Alltag. Nicht umsonst wird Qigong auch als “Meditation in Bewegung” bezeichnet.
Die heilsamen Bewegungsabläufe sind dabei etwas weniger komplex als beim Tai Chi. Sie sind auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen geeignet und werden bei der gesundheitlichen Rehabilitation, z.B. bei Rücken- und Gelenkproblemen eingesetzt. Positive Effekte sind auch bei der unterstützenden Behandlung und Prävention von psychischen Problemen wie z.B. Burnout und Depression belegt, was nicht verwundert, denn die Einheit von Körper und Geist ist ein wichtiger Aspekt der vom Daoismus geprägten Entspannungs-und Bewegungskunst Qigong.